Das Reisetagebuch:
Das Tagebuch
beginnt mit den letzten Blicken die wir auf Frank erhaschen können, der uns
heldenhaft pünktlich am Flughafen Tegel abgeliefert hat. Einchecken ....
losfliegen. Zu unserem Erstaunen war der Flieger vor allem mit Business-Leuten
besetzt und keiner zu sehen der eventuell auch als potentieller
Backpacking-Tourist in Frage kommen könnte. Was mir auffiel, in solchen Kreisen
wird bei erfolgreicher Landung nicht applaudiert. In sofern nicht schlimm als
das ich das eh sehr prollig finde und nach drei Ehrenrunden über Südengland,
einer Stunde Verspätung und wackeliger Landung hätte das der Pilot auch nicht
wirklich verdient.
Stress war
vorprogrammiert denn wir hätten eh schon nur 1,25 Stunden Aufenthalt gehabt, was
sich nach langwieriger Stellplatzsuche und Gedrängel aus dem Flieger auf 15
Minuten verkürzte. Nun hieß es rennen, denn der Flughafen ist riesig. 10 Minuten
vor Abflug startete dann auch der Shuttlebus, der uns zu unserem Gate bringen
sollte. Dort angekommen noch locker 400 Meter Sprint durch das
Flughafenlabyrinth und in letzter Sekunde in das Flugzeug. Unsere Fensterplätze
waren bereits durch andere Passagiere besetzt. Uns blieben nur Plätze am Gang
und 4 Reihen auseinander. Meiner war in so fern nicht der Schlechteste als das 2
recht possierliche Engländerinnen neben mir saßen, die sich aber recht
schweigsam gaben. Lag vielleicht daran das Ihnen schon klar war, dass Ihr
Fensterplatz eigentlich für mich reserviert war. Egal! Nach dem Start tat der
Guido einen Inder auf, der mit mir den Platz tauschte und wir, Guido und ich,
fortan nebeneinander saßen. Während das leckerste Essen gereicht wurde, was ich
jemals in einem Flieger bekam machten wir uns Gedanken um unser Gepäck, denn es
war fraglich ob es genauso schnell von einem Flieger zum anderen transportiert
wurde, wie wir gerannt sind. Die Stewardessen wussten es auch nicht und der
Flieger war schließlich auch pünktlich gestartet.
Der Flug
verlief easy. Vor uns saß eine indische Mutter mit Ihrer ebenso hübschen
Tochter, hätten durchaus Schwestern sein können, und haben sich sehr angeregt
mit uns unterhalten.
Der Moment der
Wahrheit, die Ankunft in Bombay! Gleich am Eingang zum Terminal musste ich das
erste und sicherlich nicht letzte Formular mit ungewisser Funktion ausfüllen.
Weil wir den Zettel für Inländer erwischt hatten, folgte das Zweite auf dem
Fuße. Als letzte an der Gepäckverteilung angekommen standen nurnoch wenige
Gepäckstücke da. Unsere nicht!
Auf zur
Information. Keiner da! Den nächsten Mitarbeiter vom Flughafen angehauen und zum
Nächsten verwiesen worden. Es folgte eine Odyssee durch das Flughafengebäude bis
wir mit einem anderen Leidensgenossen die Ansprechpartnerin von British Airways
antrafen. Diskussionen, ein weiteres Formular ausfüllen und beim nächsten
Mitarbeiter einen Stempel abholen. Jetzt noch eine Unterschrift, wieder von wem
anders ....
Es stellte
sich heraus das unser Gepäck also noch in London liegt. Damit ging’s uns aber
schon mal besser als dem Briten neben uns, dessen Koffer ist nämlich gänzlich
verschollen. Wir bekamen als Entschädigung erst mal jeder 2500 Rupees
(umgerechnet 50 Euro) und eine Telefonnummer unter der wir uns morgen erkundigen
können, ob unser Gepäck mit dem nächsten Flieger mitgekommen ist. Na fein, mit
der Kohle ist schon mal der Aufenthalt in Bombay finanziert und es besteht
Hoffnung die Klamotten morgen wieder zu haben. Ich war also in Besitz von Geld
und meinem Handgepäck, was aber nur aus einem
Buch und der British-Airways-Einwegzahnbürste bestand. Guido hatte zumindest einen
kleinen
Rucksack , aber mit wenig nützlichen Dingen drin. Insgesamt hielten wir uns nun
schon 2.5 Stunden auf dem Flughafen auf und mir fiel ein weiterer Typ auf, der
nach Rucksacktourist aussah .... nur ohne
Rucksack. Er hieß Sebastian, kam aus
Holland und wie sich herausstellte wartete er schon den zweiten Tag auf sein
Gepäck, was er aber während unseres Aufenthaltes noch erhalten sollte. Guido
teilte mit Ihm und einigen Mitarbeitern des Flughafens den Inhalt seines
Weihnachtskalenders, der zu den weniger nützlichen Dingen in seinem Handgepäck
gehörte. Wie sich herausstellte wartete vor der Tür Sebastians Taxi, was ihn
zurück zu seiner Unterkunft bringen sollte und da haben wir uns gleich mal eben
angeschlossen. Es folgte eine nervenaufreibende einstündige Fahrt durch die
20-Millionen-Metropole. Lange nicht mehr so viel Angst gehabt. Ampeln erfüllen
hier offensichtlich nur eine rein dekorative Funktion und als Fußgänger braucht
man gazellenartige Reflexe. Unser umgerechnet 4-Euro-Taxianteil war genauso fair
wie die umgerechnet 12 Euro für das Doppelzimmer, schließlich ist Mumbai eine
big city und wir sind reiche Europäer. Der Taxifahrer hat versprochen uns am
nächsten Tag wieder zum Flughafen zu gurken und sollte das Gepäck da sein, bucht
uns der Mensch vom Hotel für 17 Uhr gleich 2 Plätze im Schlafbus nach Goa. Pro
Person 700 Rupees (14 Euro) für 500 Kilometer, das passt schon.
Nun beschlich
uns ein leichtes Hungergefühl und wir beschlossen indisch Essen zu gehen. Gleich
um die Ecke hatte ein tüchtiger Geschäftsmann mitten auf dem Bürgersteig einen
Tresen aus Holz errichtet auf dem etwa 8-10 Telefone standen. Die Chance haben
wir dann gleich genutzt um unseren Eltern ein Lebenszeichen zu geben.
Anschließend ging’s in das nächste Restaurant. Ein rothaariger Inder brachte uns
eine englischsprachige Speisekarte und wir bestellten was wir übersetzen
konnten. Einen vegetarischen und einen Grillteller. Während wir auf unser Essen
warteten unterhielten wir uns mit 2 Herren am Nachbartisch, die wie sich heraus
stellte zwei deutsche Astronomen auf Dienstreise waren. Sollte also einer von
euch demnächst von einem europäsch-indischen Astroprojekt in Puna hören .... wir
kennen zwei der Initiatoren. Das Essen war selbst für meinen mäkligen Gaumen
sehr lecker und für umgerechnet 4 Euro waren wir satt und eine der wichtigsten
Fragen der Menschheit:" Gibt es intelligentes außerterrestrisches Leben im
Universum"? von den Herren aus Bonn und Bochum mit "100%ig JA" beantwortet.
Zurück im
Hotel, bis vor dessen Tür uns eine junge Frau mit Baby und ein kleines Mädel
verfolgt hatten, wollten wir den Tag noch gemütlich ausklingen lassen. Es
dauerte nicht lang da gesellte sich eine Krankenschwester aus Tübingen zu uns,
die vor 25 Jahres hier geboren wurde und schon genauso lange in Deutschland lebt
und genau wie wir ein für sie völlig fremdes Land erkunden möchte. Wir hatten
alle einen wirklich netten Abend und zur Belohnung ging es ohne Zähneputzen ins
Bett!
5.11.
Am nächsten
Morgen weckte mich die Hitze lange bevor das der Hotelservice tat und das wäre
auch passiert wenn Guido letzte Nacht nicht heimlich den Ventilator ausgemacht
hätte, denn wir hatten Stromausfall. Nach den ersten Zeilen im Tagebuch und
Guidos erwachen gönnten wir uns den Luxus unserer Einmalzahnbürste aus dem
Flieger. In Sachen Körperpflege war das aber nur ein Tropfen auf den heißen
Stein.
Die Uhr
gegenüber dem Flughafen zeigte abwechselnd 12:55 Uhr und 35,7 Grad. Auf unserem
"Lost-Package-Formular" waren beide Gepäckstücke auf Guidos Namen eingetragen.
Der Sicherheitsbeamte am Flughafeneingang nahm es daher sehr genau und lies mich
draußen stehen. Was soll’s, er hat Recht .... denn er hat ein großes
Schießgewehr. Da ich grad eh nichts besseres zu tun hab kann ich meine Aussage
von vorhin revidieren das Guido den Vendi ausgemacht hatte, denn er bestand
drauf dies nicht getan zu haben und ich als Schreiberling unserer Tour möchte
nicht der Falschaussage bezichtigt werden. Nach nichtmal einer Stunde warten,
bei konstanter Temperatur, stand Guido mit dem Gepäck vor mit. Bei Guido war ein
Tragebügel abgerissen aber außer ein bissel Dreck waren unsere
Rucksäcke o.k..
Leider gab es aber nicht noch mal Taschengeld von British Airways.
Da wir
letztendlich doch erst einen späteren und etwas teureren Bus buchen konnten
haben wir beschlossen noch etwas zu essen und die Zeit bis zur Abfahrt in der
Stadt tot zu schlagen.
Die Fahrt
nach Goa!
Unser Bus
sollte 20 Uhr an der Dollar-Church starten aber wir waren schon viel eher da.
Zum Glück, denn schon kurz nach halb acht fuhr er los. Indien halt! Beim warten
auf den Bus haben wir Christian kennen gelernt. Christian war Mitte vierzig,
allein unterwegs und der Enkel von Luis Trenker. Mir hat das zwar überhauptnix
gesagt, aber bei google sollte dazu bestimmt was kommen. Der Bus fuhr also
überpünktlich los und bis wir aus der Stadt raus waren vergingen bestimmt 2
Stunden. Jeder bekam eine Flasche Wasser, je zwei Mann eine Decke und ein
Plastiktütchen. Christian wurde neben eine Finnin gesetzt und "musste" sich mit
ihr eine Decke teilen. Kein Grund neidisch zu werden, denn zum einen ist
Finnland nicht Schweden und sie mit 42 keine 24 mehr. Nachdem ich mit Christian
über deutsche Innen- und Wirtschaftspolitik philosophiert hatte und wir ohne
echte Lösung auseinander gingen hab ich mir ein paar Stunden Schlaf gegönnt.
Währ ich mal lieber nicht aufgewacht, ich hätte mir viel Nerven sparen können.
Der Bus nannte sich "Expressbus" und mir wurde klar warum. Ob Sichtbehinderung
durch dichten Nebel, Bergkuppen oder uneinsehbare Kurven luden geradezu zum
überholen ein. Unser Bus war groß und stark und entgegenkommende Fahrzeuge
wurden einfach weggehupt. Merkte der Fahrer bereits beim Ansetzen das er auf
regulärem Wege nicht mehr rechtzeitig an seinem Hinderniss vorbei kommt, kam
neben der normalen Hupe noch die Lichthupe mit ins Spiel und entgegenkommende
Fahrzeuge wurden zum sofortigen Abbremsen bis zum völligen Stillstand gezwungen.
Hinzu kam, dass es im Bus schweinekalt war, da die Klimaanlage auf Volllast
lief. Selbst der Fahrer frohr ganz offensichtlich aber scheinbar war ihm
unbekannt, dass seine Klimaanlage auch auszuschalten geht. Und außerdem, wenn er
schon eine drin hat, muss diese auch laufen!
Im
Morgengrauen wurde mir auch die Bestimmung der Plastiktütchen bewusst, die am
Vorabend verteilt worden waren, denn die ersten Passagiere begannen sich beim
Fahrer Nachschub zu holen, weil Ihre Tüten bereits mit dem letzten Abendbrot
befüllt waren. Weder das, noch die Tatsache das im Gegenverkehr regelmäßig
unsere "Gegner" die Fahrbahn verlassen mussten gab Mr. Busfahrer zu denken.
6.11.
Trotz der
gottesfürchtigen Raserei waren wir erst nach 14 Stunden in Mapsy. Von dort aus
mussten wir uns für einen Strand entscheiden und ehe ich mich versah saßen wir
in einem Taxi nach Anjuna. Der Strand dort war unschön steinig und wir setzten
uns erst mal in ein Lokal mit Meerblick und planten, wo wir uns die nächsten
Tage niederlassen werden. Die Wahl fiel, ganz nach meinem Geschmack, auf
Arambol.
Endlich da!
Weißer Strand, Rastaleute und auf Anhieb alles sehr symphatisch wussten wir,
dass wir hier genau richtig waren. Wir haben eine kleine Hütte für 4 Euro die
Nacht gemietet und nach einem kurzen Bad im Meer glichen wir unser Schlafdefizit
aus. Beim Abendessen in einem super gemütlichem Strandlokal lernten wir 4 Mädels
kennen, zwei aus Deutschland und zwei aus Österreich. Mit Letzteren haben wir
uns später noch die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang die Zeit in Kneipen, auf
einer israelischen Privatparty und am Strand vertrieben.
7.11.
Der nächste
Tag verlief recht unspektakulär. Nachdem wir am späten Nachmittag aus unserer
Hütte gekrochen waren, gingen wir zunächst was Essen und genossen dann die
letzten Sonnenstrahlen am Strand. Die einheimische Tuchverkäuferin erinnerte uns
dabei an unser Versprechen, heute Ihre komplette Ware zu bestaunen. Wir wollten
aber partou nix kaufen und ich lies mich nach zähen Verhandlungen zu einem
Tauschgeschäft hinreißen. Sie bekam mein NOKIA-Badehandtuch was ich von Gudio
geschenkt bekommen hab und ich besitze nun ein selbstbesticktes Tuch von ihr.
Noch 5 Kulis für all Ihre Kinder später und alle waren glücklich und wir
genossen den Sonnenuntergang über dem Meer. Später trafen wir noch die Mädels
vom Vorabend. Eine war krank und beide sehr müde (die Jugend von heute) und ich
ging mit Guido zu einer anderen Strandbar um den Tag ausklingen zu lassen. Juhuu,
Livemusik!!! Eine Gitarre, eine Mundharmonika .... eigentlich ne gute Mischung
aber die beiden waren ja sowas von schlecht, dass sich sogar der Engländer am
Nachbartisch bei mir ausheulte. Nachdem er mir all seine Wunden aus dem
Irak-Krieg gezeigt hatte und ein bissel Smalltalk über Fußball gingen wir wieder
ins Bett.
8.11.
Als uns beim
Frühstück der Kellner mit 'good afternoon' begrüßte wussten wir, dass es doch
später sein musste als angenommen.
Nach einem
Besuch im Touristbüro wurde uns klar das wir unsere Ziele für die nächsten 2
Wochen zu hoch gesteckt hatten und wir zogen in Erwägung aus Zeitgründen auf den
Ausflug nach Hampi zu verzichten und dafür vom 11.-20.11. mit dem Zug nach
Kerala zu fahren und ich dann am 23. einen Inlandsflug von Goa nach Bombay
nehme. Der Onkel aus dem Reisebüro machte auch einen sehr kompetenten Eindruck
und wir verabredeten uns für den nächsten Tag, denn bis dahin hat er abgecheckt
ob noch Plätze im Zug frei sind. Beim anschließenden Schlendern über den Markt
entdeckte Guido so'n
Gürtel in dem man auch seine Papiere drin verstauen kann.
Nach zähem Gefeilsche bekamen wir ihn für 200 RS. Bedingung: Ich muss mich
ausziehen ... zumindest mein T-Shirt und ein flinker Schneider machte sich
sofort daran, dass Che-Guevara-Portrait abzupausen. Jede Wette das schon morgen
die ersten Kopien hier im Handel erhältlich sind ;)
Am Strand kam
erst eine Horde Kühe und dann Lola vorbei, der die Polizei am Vortag Ihr
komplettes Sortiment abgenommen hatte. Sie erzählte uns noch einiges über sich
und gab uns den Tipp unsere Fahrten nicht hier im Touribüro sondern selber im
Nachbarort zu buchen, dass sei noch wesentlich günstiger. Im Gegenzug
versprachen wir, einer Freundin von ihr aus Europa eine Mail zu schreiben, die
Ihr Geld schicken wollte. Beim Essen lernten wir ein sehr unterhaltsames spanisch-engländisches
Gespann kennen, einer Arzt und der andere hat mal 2 Jahre in Deutschland als
Golftrainer gearbeitet. Nachdem sich unser dynamisches Duo ins Bett
verabschiedet hatte sind wir noch 'ne Runde Billard spielen gegangen. Wir waren
schon bald die letzten Kunden und wir spielten grauselig. Zum Glück konnten wir
wahlweise "per houre" oder "per game" zahlen und nach bestimmt 1,5 Stunden
gewann ich unheldenhaft mit 2:1. Die Küche war bereits geschlossen und während
sich die nepalesischen Angestellten und Guido ein Video mit einheimischer
Folklore anschauten, forderte der Chef des Ladens den Gewinner von eben auf ein
weiteres Spiel heraus. Wir haben uns wirklich nett mit Händen und Füssen
unterhalten, aber verloren hab ich dennoch. Es folgte eine sehr herzliche
Verabschiedung von allen und wir verschwanden in unsere Hütte.
9.11.
Unser Weg
führte gleich nach dem Mittagessen zu unserem 'Trainspotter' und was wir dort
erfuhren war net so positiv. Weder per Zug, noch per Bus, kommen wir in den
nächsten 2 Wochen in den Süden .... alles ausgebucht. Zum Trost erst mal zum
Strand. Schon bald setzte sich wieder Lola zu uns. Es gab wohl schon wieder
Ärger mit der Polizei. Wir schrieben uns von Ihrer Freundin die Mail-Adi auf und
verfassten gemeinsam einen kleinen Brief, den wir gleich noch abschicken
wollten. In dem I-Net-Cafe gab’s auch noch einen Bookingservice wo wir noch mal
nach einer Verbindung nach Kerala fragten. Die Antwort glich der aus dem anderen
Laden, nur dass hier die Möglichkeit eines 7-Tage-Bustripps bestand. Einen Tag
hin, einen zurück und fünf zur freien Verfügung. Nach unseren jüngsten
Buserfahrungen nahmen wir davon aber sofort wieder Abstand und außerdem sind
5 Tage auch viel zu wenig. Plan B ist also morgen selber mit einem einheimischen
Bus zur Main-Station zu fahren und zu versuchen zwei Plätze im Zug zu ergattern.
Plan C sieht dann vor, wenn Kerala partou nicht klappt, doch Hampi wieder ins
Programm zu nehmen, um wenigstens noch etwas vom Inland zu sehen.
Eigentlich
wollten wir heute auch mal etwas eher ins Bett, damit wir am nächsten Tag bei
Zeiten loskommen. Bei der Verabschiedung vom pakistanischen Kneipenchef wollte
der uns aber noch unbedingt eine Lektion in Sachen Frauen erteilen und quatschte
sofort die Nächste die vorbeikam an. Eh wir uns versahen saßen wir dann zu viert
in der hauseigenen Chilloutzone und waren mit der Russin ins Gespräch vertieft.
Irgendwann sollte dann jeder noch ein Volkslied aus seiner Heimat zum besten
geben. Als wir an der Reihe waren viel mir aber nur ein Song von den 'Hosen' ein
und leider war Guido nicht so textsicher und es wurde nicht der erhoffte Kanon
draus. Unser Pakistani hat dann Jelena noch ganz selbstlos nach Hause gebracht
und ich verfluchte den Wecker schon als ihn Guido stellte.
10.11.
Wach werden
war schwierig, aber irgendwie ging’s schon. Nach der behüteten Zeit im
'Ferienlager für Grosse' endlich mal wieder ein bisschen Abenteuer. Ca. 1
Kilometer bei ziemlicher Hitze bis zur 'Bushaltestelle' und schon nach einer
Viertelstunde kam der Bus (Haltestellen oder Fahrpläne hab ich hier noch nicht
gesehen). In Mapsa mussten wir dann umsteigen in den Bus zur Railwaystation.
Einheimische sagten uns unaufgefordert wo wir aussteigen müssen (sehr nett) und
so waren wir erstaunlich schnell und super günstig am Bahnhof. Der war auch gar
nicht so voll und wir bemerkten schnell welcher der für uns richtige Schalter
zum anstellen war. Bissel Geduld, dann waren wir dran und ich schilderte unser
Anliegen. Antwort: 'all full' Aber es bestand die Möglichkeit sich auf Position
45 der Warteliste setzten zu lassen und das haben wir dann auch getan. Wir
mussten auch gleich den vollen Fahrpreis bezahlen, bekommen ihn aber zurück
falls wir keinen Platz mehr abbekommen. Also, zurück zum Bus der auch sofort
kam. Dann das übliche Spiel ... wir hinter einem anderen Bus, keine Möglichkeit
zu überholen und erst mal hupen. Irgendwann musste der vor uns stark bremsen und
wir fuhren ihm hinten drauf. Alles halb so schlimm. Kurze verbale
Auseinandersetzung der beiden Fahrer, dann lies uns der andere passieren.
Wahrscheinlich hat er seine Schuld eingesehen.... was fährt auch so
übervorsichtig ;)
In Mapsa noch
kurz gecheckt ob morgen auch alternativ ein Nachtbus nach Hampi gehen würde ...
kein Problem! Zurück in Arambol noch ein Stündchen Strand und Abendbroten. Wir
setzten uns zu einem Schweizer und im Laufe des Abends wurde mir bewusst wie
weit unser Ausflug von Individualtourismus entfernt ist. Der Typ ist 23 und vor
5 Monaten in Bern nach Indien aufgebrochen ... mit dem Fahrrad!!! Über
Griechenland, Iran und Pakistan ist er in der Tat angekommen, wo er nun seit 2
Wochen mit Gelbsucht festsitzt.
Später bekam
ich ein seltsames Gefühl in der Magengegend und verabschiedete mich ins Bett.
11.11.
Im Laufe der
letzten Nacht lies ich mir mein Abendessen noch mal etappenweise durch den Kopf
gehen und erwachte mit Fieber. So'n Mist, dabei wollten wir heute eigentlich
weiterziehen. Guido hat also unsere Hütte verlängert und brach danach zum
Bahnhof auf um unseren Zug zu stornieren und neu zu reservieren. Kurz darauf
hatte ich im Fieberwahn eine elfenartige Erscheinung. Unsere Nachbarin stand im
Minirock und Bikinioberteil vor meinem Bett und brachte mir Tabletten, die Ihr
ein Arzt vor wenigen Tagen gegen die selben Symptome verschrieben hatte. Keine 2
Minuten später verschwand sie wieder zu Ihrem Freund und ich schlief weiter.
12.11.
Meine
Körpertemperatur ist schon nach der ersten Tablette von 39 Grad auf 35.5 zurück
gegangen und damit fühl ich mich wie der kühlste Fleck in ganz Goa :)
Außerdem haben
wir für den 14.11. wieder Plätze auf der Waitinglist der Bahn. Hinzu sind wir
auf einem guten Platz in den Dreißigern aber rückzu auf einer beängstigenden
134sten Position. Das Problem ist nämlich, wenn wir in den Zug gen Norden dann
nicht reinkommen, schaffe ich definitiv nicht meinen Flieger und muss hier
bleiben ... für immer ;) Ansonsten ähneln sich die Tage hier in Arambol ...
Sonne, Palmen, Strand, Meer und Abends bist du nie lang allein. Die letzten
beiden Abende haben wir mit Ulli und Julia aus Berlin verbracht und auch 'n
bissel Gitarre gespielt. Aber langsam wird es Zeit das wir weiterkommen, denn
das hier ist ganz sicher nicht Indien!
14.11.
In gleißender
Mittagssonne machten wir uns beide mit unseren 18-Kilo-Rucksäcken auf den Weg
zum Bus und von dort zum Bahnhof. So voll wie heute hatten wir den Bus noch nie
erlebt. Einige konnten auch nur auf den Trittbrettern draußen noch einen Platz
ergattern. Unsere Zugtickets, dass hatten wir vorher schon im Internet gecheckt,
waren für die Hinfahrt bereits bestätigt, rückzu stehen wir aber schon den
zweiten Tag unverändert auf 97. Wir haben trotz des hohen Risikos beschlossen
die Fahrt anzutreten und vertrauen auf unser Glück mit den Tickets. Odni und
Somjai, ein dänisch-thailändisches Pärchen, die auch auf Ihren Zug warteten,
waren heilfroh, dass sich nach unserem Erscheinen die Aufmerksamkeit der
Einheimischen nicht länger nur auf sie polarisierte. Uns machte es zeitweilig
den Eindruck, als hätten hier alle den selben Volkshochschulkurs zum Thema "wie
quatsche ich einen Touristen an?" besucht.
Frage 1: "Hi, how are you?"
Frage 2: "Where are you from?"
Frage 3: "Whats your name?"
Frage 4: "Look my nice .... Tücher, Shirts, Taschen,
Trommeln, etc ......"
Bonusfrage:
"Taxi Sir?"
Wir hatten
schon überlegt so umklappbare Antwortschildchen zu basteln:
Antwort 1:
"fine"
Antwort 2:
"Germany"
Antwort 3:
"Guido und Jörn"
Antwort 4: "No, we want nothing!!!"
Bonusantwort: "NO TAXI !!!! "
Wir warteten
also gemeinsam auf den Zug und je später es wurde um so weniger Leute fragten
uns ob wir nicht ein Foto von Ihnen machen wollten oder ob ich Ihnen nicht einen
meiner Ohrringe schenken möchte.
Der Zug kam
mit nichtmal einer Stunde Verspätung an und fuhr die Zeit bis Ernakulum sogar
wieder raus. Möchte man auch erwarten können, bei 7 Euro auf 911 Kilometer ;)
Unter "2th Class Sleeper" hatte ich mir ein kleines, durch eine Schiebetür vom
Rest des Abteils abgetrenntes Räumchen mit Vorhängen an Tür und Fenster und
einem mehr oder weniger bequemen Bett vorgestellt. So'n bissel der Charme des
Orientexpresses halt. Die Zugmaschine kam meinen Vorstellungen der
transsibierischen Eisenbahn (aus einem Stück gefeilt) recht nahe, aber bei der
Inneneinrichtung lag ich leicht daneben. Charme hatte es schon, aber eher den
eines Gefangenentransporters. Wohin man sah war das Abteil aus massivem, blau
gestrichenem Eisen und die ganze Rechte Seite mit Doppelstockbetten bepflastert.
Links schloss sich an einen schmalen Gang je so zwei gegenüberliegende
Sitzkombinationen für jeweils 3 Mann an. Wollte einer von den Dreien schlafen
gehen, mussten die anderen auch, denn dann wurden die darüber liegenden
Pritschen hochgeklappt und alle lagen wie die Heringe im Abstand von einem
halben Meter übereinander. Übelst abenteuerlich! Zunächst hatte ich mir mit
Guido bei einem von den vielen fliegenden Händlern hier im Zug was zu essen
geholt und uns dann auf das oberste Bett zurück gezogen. Aufrecht konnten wir
dort aber nur sitzen, weil wir unsere Beine auf das Bett gegenüber warfen. Nach
nur einem Kapitel in meinem
Buch, was ich Guido laut vorlas, musste ich eine
Etage tiefer krabbeln, weil die anderen alle schlafen wollten. Das Gepäck hatten
wir vorher mit unseren mitgebrachten Baumarktketten gesichert, die Einheimischen
übrigens auch und als ich meine Augen schloss stellte ich mir einen kleinen
blinkenden Punkt auf einer
Indienkarte vor, der sich langsam nach Süden bewegt
:)
15.11.
2 Stunden vor
Ankunft in Ernakulum wurde ich wach und ich hatte im Gegensatz zu Guido
hervorragend geschlafen. Am Bahnhof kurz die Rückfahrt checken ... immer noch
Platz 97. Mit der Motorikscha haben wir uns dann kurz durch die Stadt
chauffieren lassen, bis wir eine Bank fanden, bei der wir unsere Travelerchecks
zu echtem Geld machen konnten. Da die dort auch gleichzeitig Flugbuchungen
anboten, hab ich mir da gleichmal einen Platz im Jet von hier nach Mumbai
kostenfrei reserviert, dann bin ich nicht nur auf unser Glück bei der Bahn
angewiesen. Von dort haben wir uns zum Busbahnhof fahren lassen und einen nach
Allepey genommen. Von dort aus kann man nämlich prima die Backwaterstouren
beginnen.
Diesmal hatte
unser Bus außer der Frontscheibe keine weiteren Fenster. Das heißt Fenster
schon, aber ohne Glas. In jedem Bus gibt es übrigens eine Art Schaffner. Er
koordiniert wer wo sitzt und steht, und kassiert den Fahrpreis ein. In Goa
hatten die immer noch eine Pfeiffe, mit der sie dem Fahrer signalisierten wenn
wer ein oder aussteigen möchte. In Kerala ist das schon ein wenig
fortschrittlicher. Hier muss er nur an einem Bändchen ziehen, was quer durch den
ganzen Bus gespannt ist und schon klingelt vorn beim Fahrer ein Glöckchen. Das
tat er dann auch für uns und wir stiegen in Allepey aus. Gleichzeitig mussten
wohl auch einige Schulbusse angekommen sein, denn es wimmelt nur so von Kiddies
in Schuluniform. Als wir vorbei gingen winkten ganz viele und riefen uns hoch
erfreut zu. Schon bald folgte uns eine Meute von 10-15 Kids auf unserem Weg zum
Strand und plapperten wie wild auf uns ein. Vollbesetzte Rikschas kamen an uns
vorbei und wieder winken alle höchst entzückt. Aus einem Kindergarten
wiederholte sich ein leises „hi“ und als noch andere Kids begannen daraus eine
Art Sprechchor zu machen merkten wir das es uns galt. *unheimlich* Am Strand
fanden wir leider keine günstige Unterkunft und hielten uns schließlich doch an
die drei, im
Lonly Planet empfohlenen Hotels. Auf dem Weg dorthin hielten wir
auf einer vielbefahrenen Brücke um uns mit Hilfe des Stadtplans zu orientieren.
So schnell konnten wir gar nicht gucken, da standen 4-5 Jugendliche um uns herum
und fragten wo wir hin wollten. Aus Bombay gewohnt das jede kleine
Dienstleistung und sei es nur den Rucksack in den Kofferraum eines Taxis zu
legen, mit einer offenen Hand quittiert wird, wollten wir sie abwimmeln, aber
sie bestanden darauf uns den Kilometer bis zu unserem Hotel zu bringen. Sie
waren übelst neugierig (aber freundlich) und mir ronn der Schweiß unter dem
Gewicht der
Kraxe und der unaufhaltsam ballernden Sonne. Im ersten Hotel waren
alle günstigen Zimmer belegt, aber in dem gegenüber fanden wir noch einen
preisgünstigen Raum mit den saubersten Betten und dem schönsten Klo was wir
bislang in Indien gesehen hatten. :) Die Jungs mussten wir, als sie uns sogar
auf unser Zimmer folgen wollten, erst mal ausbremsen. Freundlich, aber traurig
weil wir uns am nächsten morgen nicht die ganze Stadt von Ihnen zeigen lassen
wollten, zogen sie von dannen. So ein freundliches Völkchen wie hier haben wir
noch nie erlebt, aber es strengt auch ein kleinwenig an. Nach Abendbrot,
Telefonieren und einem Kapitel im
Buch gings ab ins Bett.
16.11.
Heute galt es
abzuklären, wo und wann hier die Boote fahren und so machten wir uns auf in die
Stadt. Der Kanal an dem die Boote starten war recht schnell gefunden und an
Angeboten durch fliegende Händler mangelte es nicht. So hätten wir mit ein
bissel Gefeilsche für etwa 2 Tage ein Hausboot chartern können, aber das war uns
dann doch etwas viel. Dafür hätte es dann aber richtig Luxus gegeben. Ein Käptn,
Dein persönlicher Koch der einem die tollsten Menus kocht und dir wird jeder
Wunsch von den Lippen abgelesen. Statt dessen gingen wir in eine Art
„Touristeninformation“ um uns beraten zu lassen. Da der Chef grad nicht da war
verbrachten wir ein Stündchen im Internetcafe gegenüber, von wo ich den zweiten
Teil des Tagebuches abschickte. Anschließend buchten wir einen one-way-bootstrip
in den Süden für den nächsten Tag. Guido hatte im Internet einen Reisebericht
über Allepey gelesen, wo eine Bar empfohlen wurde. Die war auch gleich um die
Ecke und wir überbrückten die Zeit bis zum Küchenstart um 7 pm mit einem kühlen
„King Fisher“ und Fußball Kerala gegen Dehli. Das anschließende Essen war im
Gegensatz zu dem aus der Spielunke von heute Morgen richtig lecker, aber very
spicy. Zum Nachtisch bestellte Guido Bananenkuchen. Was wir bekamen war eine Art
Eierkuchen mit Bananenfüllung ... absolut Klasse!
Die Rikscha
hätte uns sogar noch bis ins Foyer des Hotels gefahren, wenn da nicht ein paar
Stufen im Weg gewesen wären und wir machten uns daran die
Moskitonetze erstmals
zu installieren, weil uns die Biester letzte Nacht ganz schön genervt hatten.
Die
Powerstrips hielten sich tapfer am Putz, der aber nicht an der Wand und so
gab ich das Unterfangen entnervt auf. Vor dem Gute-Nacht-Bier ging ich noch mal
kurz zur Rezeption um zu fragen, ob die uns morgen um 8 Uhr wecken würden. Auf
der Treppe traf ich wieder mal auf drei breit grinsende Inder, die wieder alles
mögliche wissen wollten und vor allem wie es mir hier in Indien gefällt. Der
Nachtportier beantwortete meine Frage nach dem Weckservice mit Kopfschütteln und
„no problem sir“. Die machen mich noch mal wahnsinnig. JA heißt Kopfschütteln,
NEIN aber auch. Aus lauter Freude über meine Anfrage schenkte er mir noch 2
Ansichtskarten und ich verschwand auf unser Zimmer.
Beim auschecken hinterlies ich an der Rezeption ein paar Eurocentmünzen für einen der Jungs die uns hergebracht hatten. Er sammelt nämlich Münzen und hatte mir ganz stolz 5 Cent aus Italien und 20 aus Frankreich gezeigt. Jetzt hat er noch ein paar Deutsche und einen Holländer. Da wir nicht wieder mit dem ganzen Gepäck durch die Stadt laufen wollten charterten wir uns für 50 Cent eine Motorikscha und nach einigem Suchen fanden wir unseren Touridampfer. Die folgende 8-stündige Tour auf der von Palmen gesäumten Wasserstraße wurde nur durch eine Lunch- und eine Teepause unterbrochen. War wirklich hübsch anzuschauen und wurde uns schließlich auch schon von vielen empfohlen.
Auf dem
„Dampfer“ lernten wir Dominik, Anfang 40 aus Ösiland kennen, mit dem wir später
die einzigsten Gäste in dem Hotel in K.......(Ortsname muss ich nochmal
nachlesen) sein sollten. Bier dürfen hier nur ausgewiesene Bar`s ausschenken und
so bekamen wir im hoteleigenen Restaurant nur welches, wenn wir die Flaschen
unterm Tisch oder hinter der Gardine im Fensterbrett vor neugierigen Blicken
versteckten. Außerdem beinhaltete der stolze Flaschenpreis von umgerechnet 2€
ganz offenbar auch einen großzügigen Gefahrenaufschlag für das Hotel. Dominik,
der sehr nett und nebenbei der Chef einer Maschinenbaufirma mit 300 Angestellten
ist, verabschiedete sich nach dem gemeinsamen Abendbrot ins Bett, was wir
unwesentlich später auch taten.
18.11.
Nach dem
Frühstück und einem Besuch beim Meer brachten wir unsere ersten Urlaubskarten
zur Post und fuhren mit dem Bus in einen kleinen Ort, wo lt. unserer
Indienkarte
ein sehenswertes Tempelmuseum auf uns wartet. Für ein paar Rupees Eintritt
erhielten wir sogar einen persönlichen Führer, der neben schlechten
Englischkenntnissen auch über unzureichende Hintergrundinformationen zu dem
wenig spektakulären Tempel verfügte. Von dort aus ging es, ziemlich umständlich
mit dem Bus nach ..... (auch diesen Ort muss ich nochmal recharchieren) zum
Ashram von Amma
weis-der-Geier-wie. Das ist hier so eine Art lebendige Heilige um die in dem
keine 30 Jahre alten Tempel ein ganz schöner Hermann gemacht wird. Da wir dort,
wie Hunderte andere auch, übernachten wollten, mussten wir schriftlich
versichern, auf sex, drugs und Alkohol während unseres Aufenthalts zu
verzichten. Das verspricht spaßig zu werden! Umgehend wurde uns ein
viertelstündiges, englischsprachiges Video aufgedrängelt, in dem die humanitären
Heldentaten unserer mit Abwesenheit glänzenden Gastgeberin gehuldigt wurden. An
allen Stellen wurde gebetet und meditiert und nach dem Abendbrot, was mich stark
an Schulspeisung erinnerte, wurde noch eine Email von Amma im Tempel verlesen.
Der Inhalt war die ganze Aufregung darum gar nicht wert und beinhaltete, grob
zusammengefasst den Aufruf, für den Weltfrieden zu beten. Prima Idee!. Nach
soviel Frömmigkeit gings nun ab ins Zimmer (mit super Blick auf die Backwaters)
zu unserem, bereits bei der Ankunft in einem Wassereimer kaltgestellten Bier ;)
19.11.
Das Frühstück
hatten wir schon wieder verpennt und so haben wir uns ein Kilo Bananen
reingedreht und vor dem Auschecken, zur großen Freude des Chefs der hiesigen
Putzkolonne, unser Zimmer ausgewischt. Schließlich wurden wir im Flugblatt zu
SEVA – freiwilliger Arbeit im Tempel – aufgefordert. In der Nähe der
Bushaltestelle gabs die Möglichkeit im Internet noch mal die Waitinglist zu
checken .... paarundsiebzig!
Auf dem Weg
zurück nach Allepey machten wir noch halt in einem weiteren Tempel, der auf der
Karte eingezeichnet war. Der Eintritt war frei und das Anwehsen auch noch in
Benutzung. Viel gabs nicht zu sehen, außer ein paar betender Inder, die
Räucherstäbchen anzündeten und gelbes Farbpulver über die zahlreichen
Steinskulpturen träufelten. In Allepey angekommen haben wir diesmal in dem Hotel
eingecheckt, dass zu der Bar gehörte, wo wir bei unserem ersten Aufenthalt
eingekehrt waren. Von dortaus wollten wir noch mal so`ne Bootstour buchen,
diesmal aber in den Norden, zurück nach Ernakulum (Choccin). Leider ging das
aber nicht, weil es zwar auch nördlich Backwaters gibt, diese aber nicht
befahrbar sind. Na gut, dann fahren wir eben mit dem Bus.
In der Bar
lief nach dem Essen neben Cricket Indien:Süd Afrika auch Bier und wir waren mal
wieder die einzigen Ausländer hier. Bald schon fanden wir uns am Tisch von 3
Einheimischen wieder und feierten mit denen die Schwangerschaft einer Ihrer
Frauen. Guido lies sie zum Schluss noch Ihre Adressen in sein Notizbüchlein
schreiben und wir mussten versprechen Ihnen zu schreiben.
20.11.
Gegen 2 Uhr
checkten wir aus und wollten uns das Rikschageld für den Weg zum Busbahnhof
sparen und liefen die 2 Kilometer am Fluß entlang. Die Busse konnten wir dann
auch schon sehen, aber die waren auf der anderen Seite und keine Brücke weit und
breit. Also doch Rikscha und mit dem Bus nach Ernakulum. Dort hatten wir außer
der Hotelsuche nix weiter vor, sodass ich Guido überredete, nach dem Abendbrot
noch mal im Netz nach unseren Bahntickets zu schauen. Diese waren aber spurlos
verschwunden, um nicht zu sagen, Guido hat sie verbummelt. Hmmm, zur Belohnung
gingen wir in einer völlig leergefegten Gasse (nur buchstäblich zu verstehen) in
eine übelst düstere Spielunke essen. Eine Speisekarte existierte nur im Kopf des
Kellners, aber irgendwas vegetarisches kommt immer gut. Die anderen,
ausschließlich männlichen Gäste verfolgten gebannt eine
Bollywoodschnulze im
Fernsehn und nach einem weiteren Bier machten wir uns wieder aus dem Staub.
21.11.
Noch vor
Guidos obligatorischem Guten-Morgen-Kaffee fuhren wir erst mal zum Bahnhof um
das mit den verlorenen Tickets irgendwie wieder glatt zu bekommen. Lt.
Fahrkartenfachverkäufer, der unsere Namen im Computer fand, stehen wir immer
noch auf der Waitinglist und die Wahrscheinlichkeit, dass bis heute Abend 20 Uhr
(geplante Abfahrtszeit des Zuges) noch weitere 57 Leute abspringen war gering.
Bei verlorenen Tickets gibt’s auch kein Geld zurück, aber wir konnten die 14€
grad noch verschmerzen. Dafür bot er uns zwei Plätze in einem Zug um 23:15 Uhr
an, was aber an die Bedingung geknüpft war, dass wir ein paar Stationen mehr
bezahlen als nötig. Seltsamer Deal, aber mir konnte es nur recht sein, denn
damit wird mein Inlandsflug um knapp 1000 Kilometer kürzer und 100€ billiger.
Guido war zwar nicht so begeistert, weil er gern seine Reise gleich von hieraus
fortgesetzt hätte, aber er hatte versprochen mich noch bis zum Flughafen zu
bringen und versprochen ist versprochen ;)
Anschließend
cancelten wir noch die Flugreservierung und ich buchten einen Flug ab Madgao
nach Bombay. Nach dem ganzen Stress in aller Frühe wollten wir den Nachmittag
noch mit der Fähre nach Fort Choccin übersetzen und eine kleine Siteseeingtour
auf der ehemaligen portugisischen Festungsinsel machen, was wir dann auch taten.
Im Hotel hatten wir schon ausgecheckt, durften aber unser Gepäck noch bis Abends
dort stehen lassen, da brauchten wir es nicht die ganze Zeit mit uns
rumschleppen.
In Choccin
verschenkten wir noch ein paar Kulis an Schulkinder und setzten uns später in
ein uriges einheimisches Lokal. Guido hatte Verdauungsprobleme, dass Restaurant
aber kein Klo. Keine gute Kombination! Wir schrieben dort also unsere restlichen
Urlaubskarten. Da die Briefmarken offenbar nicht mit Klebstoff ausgestattet
waren, erschwerte das unsere Versuche sie auf den Karten zu fixieren. Der Chef
des Lokals, der unsere missliche Situation erkannte, brachte uns daraufhin einen
Teller mit eingeweichten Reiskörnern und zeigte uns, dass man die zerknietschen
und ebenso gut als Klebstoffersatz verwenden kann.
Jetzt aber nix
wie raus hier und für Guido ein Klo suchen. In Anbetracht der Dringlichkeit
verschlug es uns, entgegen unserer Gewohnheiten, in ein benachbartes
Tourirestaurant und während Guido auf`s Klo rannte bestellte ich aus
Verlegenheit was zu trinken. Der Laden war fest in englischer Hand und ziemlich
unsymphatisch. So wunderte es uns auch nicht, dass wir hier unser einzigstes
unschönes Erlebnis machen sollten, als ein paar Einheimische reingestürmt kamen
und offensichtlich mit einem der Kellner was Unaufschiebbares zu klären hatten.
Vor der Tür verpassten sie Ihm, zur Belustigung der UK-Fraktion, eine blutige
Nase, worauf er für den Rest unseres Aufenthaltes nur noch benommen durchs Lokal
wankte. Wir sind dann auch bald gegangen und haben mit der Fähre wieder nach
Ernakulum übergesetzt und auf dem Weg zum Bahnhof noch unser Gepäck im Hotel
abgeholt.
(Jörn`s Gewicht mit ..... und ohne Kraxe)
Unser Zug
stand schon bereit, sodass es auch bald losging. Auffallend war, dass es diesmal
ein gemischter Waggon war und da er in Ernakulum erst eingesetzt wurde, war er
auch noch außergewöhnlich sauber. Nachdem der Schaffner durchgezogen war, legten
wir uns auch bald hin, zumal ich eh nix mehr zu lesen hatte.
22.11.
Wir waren erst
nach 15 Uhr in Madgao, drum war der Tag schon halb vorbei. Wir ließen uns mit
einer Rikscha in die Stadt fahren, wo wir nach einem wieder mal verdammt
leckeren Essen mit dem Bus die 20-30 Kilometer bis zum Flughafen fuhren. Genauer
gesagt bis zu dem kleinen Ort daneben. Das Hotelzimmer war von Guido schnell von
400 RS auf 300 RS runtergehandelt und wir beschlossen unseren letzten
gemeinsamen Abend mit ein paar Bier zu begießen. Das war eine unserer
leichtesten Übungen! Anschließend folgte ein weiterer Einblick in die indische
Mentalität als ich den Chef fragte, ob er für den nächsten Morgen ein Taxi zum
Flughafen klarmachen könnte. Ein Taxi würde 150 RS kosten, weil es schließlich
noch furchtbar früh sein würde, aber sein Kumpel könnte uns mit seinem Motorrad
für den selben Preis fahren. Nacheinander versteht sich. So ein Blödsinn! Ich
bestand also freundlich auf das Taxi, was mit einem „no problem“ quittiert
wurde. Nach dem
Wecker stellen, was gar nicht so einfach war, weil sich der
blöde Funkwecker immer auf die deutsche Zeit stellte, wollten wir dem indischen
Hotelweckdienst eine 3. Chance geben, nachdem die ersten beiden Versuche (von
mir nicht erwähnt) alle „no problem“ waren und dann doch keiner kam. Als Guido
zurück kam offenbarte er mir, dass der Chef doch kein Taxi bestellt hatte, sein
Kumpel fährt uns mit dem Motorrad! Na was solls. Wir wollten 5:15 Uhr losfahren
und der Fahrer, so wurde uns versichert, wartet schon ab 5 Uhr auf uns und
klingelt auch um diese Zeit noch mal bei uns an.
23.11.
Der einzige der heute Morgen klingelte war der Wecker. Nach dem Haare machen und Sachen packen schlurften wir zur Rezeption. Alles dunkel und ein fettes Schloss vor der Ausgangstür. Im dunkeln stolperten wir über den Portier und unseren Fahrer, die sich auf dem Boden Ihr Nachtquartier eingerichtet hatten. Schlaftrunken öffnete einer die Tür und weckte einen Dritten, der im Hof geschlafen hatte und der schloss das Tor auf.
Zwischenzeitlich hatte sich auch unser Fahrer was angezogen und holte,
morgenmufflig wie er war, seinen offensichtlich einzigsten Helm aus einem
Schrank. Sehr aufmerksam von ihm das er auf meine Frisur Rücksicht nahm und Ihn
sich selbst aufsetzte. Meine riesige
Kraxe klemmte er zwischen Lenkrad und Tank
und ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, wie er so nur lenken wollte. Oder
ob es eventuell nur geradeaus geht? Es ging zwar nicht nur geradeaus, aber er
war glücklicherweise noch zu müde um sich seiner indischen Gene zu entsinnen,
die Ihn zu einem halsbrecherischen Fahrstil angestiftet hätten. Außerdem war es
zu dieser Zeit noch recht ruhig auf der Straße und wir haben während der ganzen
Fahrt nur sehr wenig gehupt. Nachdem er mich unversehrt am Flughafen abgesetzt
hatte holte er noch Guido, der sich gar nicht zu fragen getraut hatte, ob er
sich vielleicht noch weitere 50RS verdienen wolle in dem er auf Ihn wartet und
in wenigen Minuten wieder mit zurück zum Hotel nimmt. Nach der Verabschiedung
von Guido checkte ich ein und flog nach Bombay. Von dort musste ich vom DOMESTIC- zum INTERNATIONAL Airport, der etwa 4 Km entfernt ist. Die Taxifahrer
waren wieder wie die Fliegen, aber glücklicherweise hatte ich mich vorher
erkundigt und wusste, dass es für Passagiere mit Anschlussflug einen kostenlosen
Shuttlebus gibt, der halbstündlich fährt und den nahm ich dann auch.
Da ich noch
über vier Stunden Zeit hatte verprasste ich noch 80 RS im Internetcafe und traf
nach dem einchecken Sebastian wieder, den Holländer ohne Gepäck von unserer
Ankunft in Bombay. Kurzer Smaltalk, dann durch die Sicherheitskontrollen und das
vernachlässigte Tagebuch der letzten 5 Tage geschrieben.
Unser Flieger
startete schon wieder mit einer halben Stunde Verspätung und da ich auch diesmal
nicht mehr Aufenthalt in London hatte überkam mich ein deja vue und ich
überlegte schon, ob ich irgendwelche Sachen aus dem Rucksack die nächsten zwei
Tage vermissen könnte ;)
Sehr geil, ich
hatte eine 3er Reihe im Flieger für mich ganz allein und machte mich richtig
breit. Da ich diesmal bei Tag flog konnte man prima die Berg- und
Wüstenlandschaft von Pakistan bewundern. Dazu lief im Radio „(it`s just a)
perfect day“
aus dem
Trainspotting-Soundtrack
...... was will man mehr :)
Fast pünktlich kamen wir in London an, aber der Pilot hätte sich wegen mir
garnicht so beeilen brauchen, weil mein Anschlussflug nach Berlin 2 Stunden
Verspätung hatte. Aber auch das ging vorbei und 5 Minuten vor dem Aktivwerden
des Nachtflugverbotes über Tegel landeten wir behutsam im 30 Grad kälteren
Deutschland wo mich zu meiner großen Freude mein Schwesterchen abholte :)
ENDE