Kerala:

14.11.

In gleißender Mittagssonne machten wir uns beide mit unseren 18-Kilo-Rucksäcken auf den Weg zum Bus und von dort zum Bahnhof. So voll wie heute hatten wir den Bus noch nie erlebt. Einige konnten auch nur auf den Trittbrettern draußen noch einen Platz ergattern. Unsere Zugtickets, dass hatten wir vorher schon im Internet gecheckt, waren für die Hinfahrt bereits bestätigt, rückzu stehen wir aber schon den zweiten Tag unverändert auf 97. Wir haben trotz des hohen Risikos beschlossen die Fahrt anzutreten und vertrauen auf unser Glück mit den Tickets. Odni und Somjai, ein dänisch-thailändisches Pärchen, die auch auf Ihren Zug warteten, waren heilfroh, dass sich nach unserem Erscheinen die Aufmerksamkeit der Einheimischen nicht länger nur auf sie polarisierte. Uns machte es zeitweilig den Eindruck, als hätten hier alle den selben Volkshochschulkurs zum Thema "wie quatsche ich einen Touristen an?" besucht.

Frage 1: "Hi, how are you?"

Frage 2: "Where are you from?"

Frage 3: "Whats your name?"

Frage 4: "Look my nice .... Tücher, Shirts, Taschen, Trommeln, etc ......"

Bonusfrage: "Taxi Sir?"

 

Wir hatten schon überlegt so umklappbare Antwortschildchen zu basteln:

 

Antwort 1: "fine"

Antwort 2: "Germany"

Antwort 3: "Guido und Jörn"

Antwort 4: "No, we want nothing!!!"

Bonusantwort: "NO TAXI !!!! "

 

Wir warteten also gemeinsam auf den Zug und je später es wurde um so weniger Leute fragten uns ob wir nicht ein Foto von Ihnen machen wollten oder ob ich Ihnen nicht einen meiner Ohrringe schenken möchte.

Der Zug kam mit nichtmal einer Stunde Verspätung an und fuhr die Zeit bis Ernakulum sogar wieder raus. Möchte man auch erwarten können, bei 7 Euro auf 911 Kilometer ;) Unter "2th Class Sleeper" hatte ich mir ein kleines, durch eine Schiebetür vom Rest des Abteils abgetrenntes Räumchen mit Vorhängen an Tür und Fenster und einem mehr oder weniger bequemen Bett vorgestellt. So'n bissel der Charme des Orientexpresses halt. Die Zugmaschine kam meinen Vorstellungen der transsibierischen Eisenbahn (aus einem Stück gefeilt) recht nahe, aber bei der Inneneinrichtung lag ich leicht daneben. Charme hatte es schon, aber eher den eines Gefangenentransporters. Wohin man sah war das Abteil aus massivem, blau gestrichenem Eisen und die ganze Rechte Seite mit Doppelstockbetten bepflastert. Links schloss sich an einen schmalen Gang je so zwei gegenüberliegende Sitzkombinationen für jeweils 3 Mann an. Wollte einer von den Dreien schlafen gehen, mussten die anderen auch, denn dann wurden die darüber liegenden Pritschen hochgeklappt und alle lagen wie die Heringe im Abstand von einem halben Meter übereinander. Übelst abenteuerlich! Zunächst hatte ich mir mit Guido bei einem von den vielen fliegenden Händlern hier im Zug was zu essen geholt und uns dann auf das oberste Bett zurück gezogen. Aufrecht konnten wir dort aber nur sitzen, weil wir unsere Beine auf das Bett gegenüber warfen. Nach nur einem Kapitel in meinem Buch, was ich Guido laut vorlas, musste ich eine Etage tiefer krabbeln, weil die anderen alle schlafen wollten. Das Gepäck hatten wir vorher mit unseren mitgebrachten Baumarktketten gesichert, die Einheimischen übrigens auch und als ich meine Augen schloss stellte ich mir einen kleinen blinkenden Punkt auf einer Indienkarte vor, der sich langsam nach Süden bewegt :)

 

15.11.

2 Stunden vor Ankunft in Ernakulum wurde ich wach und ich hatte im Gegensatz zu Guido hervorragend geschlafen. Am Bahnhof kurz die Rückfahrt checken ... immer noch Platz 97. Mit der Motorikscha haben wir uns dann kurz durch die Stadt chauffieren lassen, bis wir eine Bank fanden, bei der wir unsere Travelerchecks zu echtem Geld machen konnten. Da die dort auch gleichzeitig Flugbuchungen anboten, hab ich mir da gleichmal einen Platz im Jet von hier nach Mumbai kostenfrei reserviert, dann bin ich nicht nur auf unser Glück bei der Bahn angewiesen. Von dort haben wir uns zum Busbahnhof fahren lassen und einen nach Allepey genommen. Von dort aus kann man nämlich prima die Backwatertouren beginnen.

Diesmal hatte unser Bus außer der Frontscheibe keine weiteren Fenster. Das heißt Fenster schon, aber ohne Glas. In jedem Bus gibt es übrigens eine Art Schaffner. Er koordiniert wer wo sitzt und steht, und kassiert den Fahrpreis ein. In Goa hatten die immer noch eine Pfeiffe, mit der sie dem Fahrer signalisierten wenn wer ein oder aussteigen möchte. In Kerala ist das schon ein wenig fortschrittlicher. Hier muss er nur an einem Bändchen ziehen, was quer durch den ganzen Bus gespannt ist und schon klingelt vorn beim Fahrer ein Glöckchen. Das tat er dann auch für uns  und wir stiegen in Allepey aus. Gleichzeitig mussten wohl auch einige Schulbusse angekommen sein, denn es wimmelt nur so von Kiddies in Schuluniform. Als wir vorbei gingen winkten ganz viele und riefen uns hoch erfreut zu. Schon bald folgte uns eine Meute von 10-15 Kids auf unserem Weg zum Strand und plapperten wie wild auf uns ein. Vollbesetzte Rikschas kamen an uns vorbei und wieder winken alle höchst entzückt. Aus einem Kindergarten wiederholte sich ein leises „hi“ und als noch andere Kids begannen daraus eine Art Sprechchor zu machen merkten wir das es uns galt. *unheimlich* Am Strand fanden wir leider keine günstige Unterkunft und hielten uns schließlich doch an die drei, im Lonly Planet empfohlenen Hotels. Auf dem Weg dorthin hielten wir auf einer vielbefahrenen Brücke um uns mit Hilfe des Stadtplans zu orientieren. So schnell konnten wir gar nicht gucken, da standen 4-5 Jugendliche um uns herum und fragten wo wir hin wollten. Aus Bombay gewohnt das jede kleine Dienstleistung und sei es nur den Rucksack in den Kofferraum eines Taxis zu legen, mit einer offenen Hand quittiert wird, wollten wir sie abwimmeln, aber sie bestanden darauf uns den Kilometer bis zu unserem Hotel zu bringen. Sie waren übelst neugierig (aber freundlich) und mir ronn der Schweiß unter dem Gewicht der Kraxe und der unaufhaltsam ballernden Sonne. Im ersten Hotel waren alle günstigen Zimmer belegt, aber in dem gegenüber fanden wir noch einen preisgünstigen Raum mit den saubersten Betten und dem schönsten Klo was wir bislang in Indien gesehen hatten. :) Die Jungs mussten wir, als sie uns sogar auf unser Zimmer folgen wollten, erst mal ausbremsen. Freundlich, aber traurig weil wir uns am nächsten morgen nicht die ganze Stadt von Ihnen zeigen lassen wollten, zogen sie von dannen. So ein freundliches Völkchen wie hier haben wir noch nie erlebt, aber es strengt auch ein kleinwenig an. Nach Abendbrot, Telefonieren und einem Kapitel im Buch gings ab ins Bett.  

 

16.11.

Heute galt es abzuklären, wo und wann hier die Boote fahren und so machten wir uns auf in die Stadt. Der Kanal an dem die Boote starten war recht schnell gefunden und an Angeboten durch fliegende Händler mangelte es nicht. So hätten wir mit ein bissel Gefeilsche für etwa 2 Tage ein Hausboot chartern können, aber das war uns dann doch etwas viel. Dafür hätte es dann aber richtig Luxus gegeben. Ein Käptn, Dein persönlicher Koch der einem die tollsten Menus kocht und dir wird jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Statt dessen gingen wir in eine Art „Touristeninformation“ um uns beraten zu lassen. Da der Chef grad nicht da war verbrachten wir ein Stündchen im Internetcafe gegenüber, von wo ich den zweiten Teil des Tagebuches abschickte. Anschließend buchten wir einen one-way-bootstrip in den Süden für den nächsten Tag. Guido hatte im Internet einen Reisebericht über Allepey gelesen, wo eine Bar empfohlen wurde. Die war auch gleich um die Ecke und wir überbrückten die Zeit bis zum Küchenstart um 7 pm mit einem kühlen „King Fisher“ und Fußball Kerala gegen Dehli. Das anschließende Essen war im Gegensatz zu dem aus der Spielunke von heute Morgen richtig lecker, aber very spicy. Zum Nachtisch bestellte Guido Bananenkuchen. Was wir bekamen war eine Art Eierkuchen mit Bananenfüllung ... absolut Klasse!

Die Rikscha hätte uns sogar noch bis ins Foyer des Hotels gefahren, wenn da nicht ein paar Stufen im Weg gewesen wären und wir machten uns daran die Moskitonetze erstmals zu installieren, weil uns die Biester letzte Nacht ganz schön genervt hatten. Die Powerstrips hielten sich tapfer am Putz, der aber nicht an der Wand und so gab ich das Unterfangen entnervt auf. Vor dem Gute-Nacht-Bier ging ich noch mal kurz zur Rezeption um zu fragen, ob die uns morgen um 8 Uhr wecken würden. Auf der Treppe traf ich wieder mal auf drei breit grinsende Inder, die wieder alles mögliche wissen wollten und vor allem wie es mir hier in Indien gefällt. Der Nachtportier beantwortete meine Frage nach dem Weckservice mit Kopfschütteln und „no problem sir“. Die machen mich noch mal wahnsinnig. JA heißt Kopfschütteln, NEIN aber auch. Aus lauter Freude über meine Anfrage schenkte er mir noch 2 Ansichtskarten und ich verschwand auf unser Zimmer.

 

17.11.

Beim auschecken hinterlies ich an der Rezeption ein paar Eurocentmünzen für einen der Jungs die uns hergebracht hatten. Er sammelt nämlich Münzen und hatte mir ganz stolz 5 Cent aus Italien und 20 aus Frankreich gezeigt. Jetzt hat er noch ein paar Deutsche und einen Holländer. Da wir nicht wieder mit dem ganzen Gepäck durch die Stadt laufen wollten charterten wir uns für 50 Cent eine Motorikscha und nach einigem Suchen fanden wir unseren Touridampfer. Die folgende 8-stündige Tour auf der von Palmen gesäumten Wasserstraße wurde nur durch eine Lunch- und eine Teepause unterbrochen. War wirklich hübsch anzuschauen und wurde uns schließlich auch schon von vielen empfohlen. 

 

 

Auf dem „Dampfer“ lernten wir Dominik, Anfang 40 aus Ösiland kennen, mit dem wir später die einzigsten Gäste in dem Hotel in K.......(Ortsname muss ich nochmal nachlesen) sein sollten. Bier dürfen hier nur ausgewiesene Bar`s ausschenken und so bekamen wir im hoteleigenen Restaurant nur welches, wenn wir die Flaschen unterm Tisch oder hinter der Gardine im Fensterbrett vor neugierigen Blicken versteckten. Außerdem beinhaltete der stolze Flaschenpreis von umgerechnet 2€ ganz offenbar auch einen großzügigen Gefahrenaufschlag für das Hotel. Dominik, der sehr nett und nebenbei der Chef einer Maschinenbaufirma mit 300 Angestellten ist, verabschiedete sich nach dem gemeinsamen Abendbrot ins Bett, was wir unwesentlich später auch taten.  

 

18.11.

Nach dem Frühstück und einem Besuch beim Meer brachten wir unsere ersten Urlaubskarten zur Post und fuhren mit dem Bus in einen kleinen Ort, wo lt. unserer Indienkarte ein sehenswertes Tempelmuseum auf uns wartet. Für ein paar Rupees Eintritt erhielten wir sogar einen persönlichen Führer, der neben schlechten Englischkenntnissen auch über unzureichende Hintergrundinformationen zu dem wenig spektakulären Tempel verfügte. Von dort aus ging es, ziemlich umständlich mit dem Bus nach ..... (auch diesen Ort muss ich nochmal recharchieren) zum Ashram von Amma weis-der-Geier-wie. Das ist hier so eine Art lebendige Heilige um die in dem keine 30 Jahre alten Tempel ein ganz schöner Hermann gemacht wird. Da wir dort, wie Hunderte andere auch, übernachten wollten, mussten wir schriftlich versichern, auf sex, drugs und Alkohol während unseres Aufenthalts zu verzichten. Das verspricht spaßig zu werden! Umgehend wurde uns ein viertelstündiges, englischsprachiges Video aufgedrängelt, in dem die humanitären Heldentaten unserer mit Abwesenheit glänzenden Gastgeberin gehuldigt wurden. An allen Stellen wurde gebetet und meditiert und nach dem Abendbrot, was mich stark an Schulspeisung erinnerte, wurde noch eine Email von Amma im Tempel verlesen. Der Inhalt war die ganze Aufregung darum gar nicht wert und beinhaltete, grob zusammengefasst den Aufruf, für den Weltfrieden zu beten. Prima Idee!. Nach soviel Frömmigkeit gings nun ab ins Zimmer (mit super Blick auf die Backwaters) zu unserem, bereits bei der Ankunft in einem Wassereimer kaltgestellten Bier ;)  

 

 

19.11.

Das Frühstück hatten wir schon wieder verpennt und so haben wir uns ein Kilo Bananen reingedreht und vor dem Auschecken, zur großen Freude des Chefs der hiesigen Putzkolonne, unser Zimmer ausgewischt. Schließlich wurden wir im Flugblatt zu SEVA – freiwilliger Arbeit im Tempel – aufgefordert. In der Nähe der Bushaltestelle gabs die Möglichkeit im Internet noch mal die Waitinglist zu checken .... paarundsiebzig!

Auf dem Weg zurück nach Allepey machten wir noch halt in einem weiteren Tempel, der auf der Karte eingezeichnet war. Der Eintritt war frei und das Anwehsen auch noch in Benutzung. Viel gabs nicht zu sehen, außer ein paar betender Inder, die Räucherstäbchen anzündeten und gelbes Farbpulver über die zahlreichen Steinskulpturen träufelten. In Allepey angekommen haben wir diesmal in dem Hotel eingecheckt, dass zu der Bar gehörte, wo wir bei unserem ersten Aufenthalt eingekehrt waren. Von dortaus wollten wir noch mal so`ne Bootstour buchen, diesmal aber in den Norden, zurück nach Ernakulum (Choccin). Leider ging das aber nicht, weil es zwar auch nördlich Backwaters gibt, diese aber nicht befahrbar sind. Na gut, dann fahren wir eben mit dem Bus.

In der Bar lief nach dem Essen neben Cricket Indien:Süd Afrika auch Bier und wir waren mal wieder die einzigen Ausländer hier. Bald schon fanden wir uns am Tisch von 3 Einheimischen wieder und feierten mit denen die Schwangerschaft einer Ihrer Frauen. Guido lies sie zum Schluss noch Ihre Adressen in sein Notizbüchlein schreiben und wir mussten versprechen Ihnen zu schreiben.

 

20.11.

Gegen 2 Uhr checkten wir aus und wollten uns das Rikschageld für den Weg zum Busbahnhof sparen und liefen die 2 Kilometer am Fluß entlang. Die Busse konnten wir dann auch schon sehen, aber die waren auf der anderen Seite und keine Brücke weit und breit. Also doch Rikscha und mit dem Bus nach Ernakulum. Dort hatten wir außer der Hotelsuche nix weiter vor, sodass ich Guido überredete, nach dem Abendbrot noch mal im Netz nach unseren Bahntickets zu schauen. Diese waren aber spurlos verschwunden, um nicht zu sagen, Guido hat sie verbummelt. Hmmm, zur Belohnung gingen wir in einer völlig leergefegten Gasse (nur buchstäblich zu verstehen) in eine übelst düstere Spielunke essen. Eine Speisekarte existierte nur im Kopf des Kellners, aber irgendwas vegetarisches kommt immer gut. Die anderen, ausschließlich männlichen Gäste verfolgten gebannt eine Bollywoodschnulze im Fernsehn und nach einem weiteren Bier machten wir uns wieder aus dem Staub.

 

21.11.

Noch vor Guidos obligatorischem Guten-Morgen-Kaffee fuhren wir erst mal zum Bahnhof um das mit den verlorenen Tickets irgendwie wieder glatt zu bekommen. Lt. Fahrkartenfachverkäufer, der unsere Namen im Computer fand, stehen wir immer noch auf der Waitinglist und die Wahrscheinlichkeit, dass bis heute Abend 20 Uhr (geplante Abfahrtszeit des Zuges) noch weitere 57 Leute abspringen war gering. Bei verlorenen Tickets gibt’s auch kein Geld zurück, aber wir konnten die 14€ grad noch verschmerzen. Dafür bot er uns zwei Plätze in einem Zug um 23:15 Uhr an, was aber an die Bedingung geknüpft war, dass wir ein paar Stationen mehr bezahlen als nötig. Seltsamer Deal, aber mir konnte es nur recht sein, denn damit wird mein Inlandsflug um knapp 1000 Kilometer kürzer und 100€ billiger. Guido war zwar nicht so begeistert, weil er gern seine Reise gleich von hieraus fortgesetzt hätte, aber er hatte versprochen mich noch bis zum Flughafen zu bringen und versprochen ist versprochen ;)

Anschließend cancelten wir noch die Flugreservierung und ich buchten einen Flug ab Madgao nach Bombay. Nach dem ganzen Stress in aller Frühe wollten wir den Nachmittag noch mit der Fähre nach Fort Choccin übersetzen und eine kleine Siteseeingtour auf der ehemaligen portugisischen Festungsinsel machen, was wir dann auch taten. Im Hotel hatten wir schon ausgecheckt, durften aber unser Gepäck noch bis Abends dort stehen lassen, da brauchten wir es nicht die ganze Zeit mit uns rumschleppen.     

In Choccin verschenkten wir noch ein paar Kulis an Schulkinder und setzten uns später in ein uriges einheimisches Lokal. Guido hatte Verdauungsprobleme, dass Restaurant aber kein Klo. Keine gute Kombination! Wir schrieben dort also unsere restlichen Urlaubskarten. Da die Briefmarken offenbar nicht mit Klebstoff ausgestattet waren, erschwerte das unsere Versuche sie auf den Karten zu fixieren. Der Chef des Lokals, der unsere missliche Situation erkannte, brachte uns daraufhin einen Teller mit eingeweichten Reiskörnern und zeigte uns, dass man die zerknietschen und ebenso gut als Klebstoffersatz verwenden kann.

Jetzt aber nix wie raus hier und für Guido ein Klo suchen. In Anbetracht der Dringlichkeit verschlug es uns, entgegen unserer Gewohnheiten, in ein benachbartes Tourirestaurant und während Guido auf`s Klo rannte bestellte ich aus Verlegenheit was zu trinken. Der Laden war fest in englischer Hand und ziemlich unsymphatisch. So wunderte es uns auch nicht, dass wir hier unser einzigstes unschönes Erlebnis machen sollten, als ein paar Einheimische reingestürmt kamen und offensichtlich mit einem der Kellner was Unaufschiebbares zu klären hatten. Vor der Tür verpassten sie Ihm, zur Belustigung der UK-Fraktion, eine blutige Nase, worauf er für den Rest unseres Aufenthaltes nur noch benommen durchs Lokal wankte. Wir sind dann auch bald gegangen und haben mit der Fähre wieder nach Ernakulum übergesetzt und auf dem Weg zum Bahnhof noch unser Gepäck im Hotel abgeholt.  

            

(Jörn`s Gewicht mit       .....        und ohne Kraxe)

Unser Zug stand schon bereit, sodass es auch bald losging. Auffallend war, dass es diesmal ein gemischter Waggon war und da er in Ernakulum erst eingesetzt wurde, war er auch noch außergewöhnlich sauber. Nachdem der Schaffner durchgezogen war, legten wir uns auch bald hin, zumal ich eh nix mehr zu lesen hatte.  

 

22.11.

Wir waren erst nach 15 Uhr in Madgao, drum war der Tag schon halb vorbei. Wir ließen uns mit einer Rikscha in die Stadt fahren, wo wir nach einem wieder mal verdammt leckeren Essen mit dem Bus die 20-30 Kilometer bis zum Flughafen fuhren. Genauer gesagt bis zu dem kleinen Ort daneben. Das Hotelzimmer war von Guido schnell von 400 RS auf 300 RS runtergehandelt und wir beschlossen unseren letzten gemeinsamen Abend mit ein paar Bier zu begießen. Das war eine unserer leichtesten Übungen! Anschließend folgte ein weiterer Einblick in die indische Mentalität als ich den Chef fragte, ob er für den nächsten Morgen ein Taxi zum Flughafen klarmachen könnte. Ein Taxi würde 150 RS kosten, weil es schließlich noch furchtbar früh sein würde, aber sein Kumpel könnte uns mit seinem Motorrad für den selben Preis fahren. Nacheinander versteht sich. So ein Blödsinn! Ich bestand also freundlich auf das Taxi, was mit einem „no problem“ quittiert wurde. Nach dem Wecker stellen, was gar nicht so einfach war, weil sich der blöde Funkwecker immer auf die deutsche Zeit stellte, wollten wir dem indischen Hotelweckdienst eine 3. Chance geben, nachdem die ersten beiden Versuche (von mir nicht erwähnt) alle „no problem“ waren und dann doch keiner kam. Als Guido zurück kam offenbarte er mir, dass der Chef doch kein Taxi bestellt hatte, sein Kumpel fährt uns mit dem Motorrad! Na was solls. Wir wollten 5:15 Uhr losfahren und der Fahrer, so wurde uns versichert, wartet schon ab 5 Uhr auf uns und klingelt auch um diese Zeit noch mal bei uns an.

 

23.11.

Der einzige der heute Morgen klingelte war der Wecker. Nach dem Haare machen und Sachen packen schlurften wir zur Rezeption. Alles dunkel und ein fettes Schloss vor der Ausgangstür. Im dunkeln stolperten wir über den Portier und unseren Fahrer, die sich auf dem Boden Ihr Nachtquartier eingerichtet hatten. Schlaftrunken öffnete einer die Tür und weckte einen Dritten, der im Hof geschlafen hatte und der schloss das Tor auf. 

Zwischenzeitlich hatte sich auch unser Fahrer was angezogen und holte, morgenmufflig wie er war, seinen offensichtlich einzigsten Helm aus einem Schrank. Sehr aufmerksam von ihm das er auf meine Frisur Rücksicht nahm und Ihn sich selbst aufsetzte. Meine riesige Kraxe klemmte er zwischen Lenkrad und Tank und ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, wie er so nur lenken wollte. Oder ob es eventuell nur geradeaus geht? Es ging zwar nicht nur geradeaus, aber er war glücklicherweise noch zu müde um sich seiner indischen Gene zu entsinnen, die Ihn zu einem halsbrecherischen Fahrstil angestiftet hätten. Außerdem war es zu dieser Zeit noch recht ruhig auf der Straße und wir haben während der ganzen Fahrt nur sehr wenig gehupt. Nachdem er mich unversehrt am Flughafen abgesetzt hatte holte er noch Guido, der sich gar nicht zu fragen getraut hatte, ob er sich vielleicht noch weitere 50RS verdienen wolle in dem er auf Ihn wartet und in wenigen Minuten wieder mit zurück zum Hotel nimmt. Nach der Verabschiedung von Guido checkte ich ein und flog nach Bombay. Von dort musste ich vom DOMESTIC- zum INTERNATIONAL Airport, der etwa 4 Km entfernt ist. Die Taxifahrer waren wieder wie die Fliegen, aber glücklicherweise hatte ich mich vorher erkundigt und wusste, dass es für Passagiere mit Anschlussflug einen kostenlosen Shuttlebus gibt, der halbstündlich fährt und den nahm ich dann auch.

Da ich noch über vier Stunden Zeit hatte verprasste ich noch 80 RS im Internetcafe und traf nach dem einchecken Sebastian wieder, den  Holländer ohne Gepäck von unserer Ankunft in Bombay. Kurzer Smaltalk, dann durch die Sicherheitskontrollen und das vernachlässigte Tagebuch der letzten 5 Tage geschrieben.

Unser Flieger startete schon wieder mit einer halben Stunde Verspätung und da ich auch diesmal nicht mehr Aufenthalt in London hatte überkam mich ein deja vue und ich überlegte schon, ob ich irgendwelche Sachen aus dem Rucksack die nächsten zwei Tage vermissen könnte ;)

Sehr geil, ich hatte eine 3er Reihe im Flieger für mich ganz allein und machte mich richtig breit. Da ich diesmal bei Tag flog konnte man prima die Berg- und Wüstenlandschaft von Pakistan bewundern. Dazu lief im Radio „(it`s just a) perfect day“ aus dem Trainspotting-Soundtrack ..... was will man mehr :)

Fast pünktlich kamen wir in London an, aber der Pilot hätte sich wegen mir garnicht so beeilen brauchen, weil mein Anschlussflug nach Berlin 2 Stunden Verspätung hatte. Aber auch das ging vorbei und 5 Minuten vor dem Aktivwerden des Nachtflugverbotes über Tegel landeten wir behutsam im 30 Grad kälteren Deutschland wo mich zu meiner großen Freude mein Schwesterchen abholte :)  

ENDE

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