Die Anreise:
Das Tagebuch
beginnt mit den letzten Blicken die wir auf Frank erhaschen können, der uns
heldenhaft pünktlich am Flughafen Tegel abgeliefert hat. Einchecken ....
losfliegen. Zu unserem Erstaunen war der Flieger vor allem mit Business-Leuten
besetzt und keiner zu sehen der eventuell auch als potentieller
Backpacking-Tourist in Frage kommen könnte. Was mir auffiel, in solchen Kreisen
wird bei erfolgreicher Landung nicht applaudiert. In sofern nicht schlimm als
das ich das eh sehr prollig finde und nach drei Ehrenrunden über Südengland,
einer Stunde Verspätung und wackeliger Landung hätte das der Pilot auch nicht
wirklich verdient.
Stress war
vorprogrammiert denn wir hätten eh schon nur 1,25 Stunden Aufenthalt gehabt, was
sich nach langwieriger Stellplatzsuche und Gedrängel aus dem Flieger auf 15
Minuten verkürzte. Nun hieß es rennen, denn der Flughafen ist riesig. 10 Minuten
vor Abflug startete dann auch der Shuttlebus, der uns zu unserem Gate bringen
sollte. Dort angekommen noch locker 400 Meter Sprint durch das
Flughafenlabyrinth und in letzter Sekunde in das Flugzeug. Unsere Fensterplätze
waren bereits durch andere Passagiere besetzt. Uns blieben nur Plätze am Gang
und 4 Reihen auseinander. Meiner war in so fern nicht der Schlechteste als das 2
recht possierliche Engländerinnen neben mir saßen, die sich aber recht
schweigsam gaben. Lag vielleicht daran das Ihnen schon klar war, dass Ihr
Fensterplatz eigentlich für mich reserviert war. Egal! Nach dem Start tat der
Guido einen Inder auf, der mit mir den Platz tauschte und wir, Guido und ich,
fortan nebeneinander saßen. Während das leckerste Essen gereicht wurde, was ich
jemals in einem Flieger bekam machten wir uns Gedanken um unser Gepäck, denn es
war fraglich ob es genauso schnell von einem Flieger zum anderen transportiert
wurde, wie wir gerannt sind. Die Stewardessen wussten es auch nicht und der
Flieger war schließlich auch pünktlich gestartet.
Der Flug
verlief easy. Vor uns saß eine indische Mutter mit Ihrer ebenso hübschen
Tochter, hätten durchaus Schwestern sein können, und haben sich sehr angeregt
mit uns unterhalten.
Der Moment der
Wahrheit, die Ankunft in Bombay! Gleich am Eingang zum Terminal musste ich das
erste und sicherlich nicht letzte Formular mit ungewisser Funktion ausfüllen.
Weil wir den Zettel für Inländer erwischt hatten, folgte das Zweite auf dem
Fuße. Als letzte an der Gepäckverteilung angekommen standen nurnoch wenige
Gepäckstücke da. Unsere nicht!
Auf zur
Information. Keiner da! Den nächsten Mitarbeiter vom Flughafen angehauen und zum
Nächsten verwiesen worden. Es folgte eine Odyssee durch das Flughafengebäude bis
wir mit einem anderen Leidensgenossen die Ansprechpartnerin von British Airways
antrafen. Diskussionen, ein weiteres Formular ausfüllen und beim nächsten
Mitarbeiter einen Stempel abholen. Jetzt noch eine Unterschrift, wieder von wem
anders ....
Es stellte
sich heraus das unser Gepäck also noch in London liegt. Damit ging’s uns aber
schon mal besser als dem Briten neben uns, dessen Koffer ist nämlich gänzlich
verschollen. Wir bekamen als Entschädigung erst mal jeder 2500 Rupees
(umgerechnet 50 Euro) und eine Telefonnummer unter der wir uns morgen erkundigen
können, ob unser Gepäck mit dem nächsten Flieger mitgekommen ist. Na fein, mit
der Kohle ist schon mal der Aufenthalt in Bombay finanziert und es besteht
Hoffnung die Klamotten morgen wieder zu haben. Ich war also in Besitz von Geld
und meinem Handgepäck, was aber nur aus einem
Buch und der British-Airways-Einwegzahnbürste bestand. Guido hatte zumindest einen
kleinen Rucksack , aber mit wenig nützlichen Dingen drin. Insgesamt hielten wir uns nun
schon 2.5 Stunden auf dem Flughafen auf und mir fiel ein weiterer Typ auf, der
nach Rucksacktourist aussah .... nur ohne
Rucksack. Er hieß Sebastian, kam aus
Holland und wie sich herausstellte wartete er schon den zweiten Tag auf sein
Gepäck, was er aber während unseres Aufenthaltes noch erhalten sollte. Guido
teilte mit Ihm und einigen Mitarbeitern des Flughafens den Inhalt seines
Weihnachtskalenders, der zu den weniger nützlichen Dingen in seinem Handgepäck
gehörte. Wie sich herausstellte wartete vor der Tür Sebastians Taxi, was ihn
zurück zu seiner Unterkunft bringen sollte und da haben wir uns gleich mal eben
angeschlossen. Es folgte eine nervenaufreibende einstündige Fahrt durch die
20-Millionen-Metropole. Lange nicht mehr so viel Angst gehabt. Ampeln erfüllen
hier offensichtlich nur eine rein dekorative Funktion und als Fußgänger braucht
man gazellenartige Reflexe. Unser umgerechnet 4-Euro-Taxianteil war genauso fair
wie die umgerechnet 12 Euro für das Doppelzimmer, schließlich ist Mumbai eine
big city und wir sind reiche Europäer. Der Taxifahrer hat versprochen uns am
nächsten Tag wieder zum Flughafen zu gurken und sollte das Gepäck da sein, bucht
uns der Mensch vom Hotel für 17 Uhr gleich 2 Plätze im Schlafbus nach Goa. Pro
Person 700 Rupees (14 Euro) für 500 Kilometer, das passt schon.
Nun beschlich
uns ein leichtes Hungergefühl und wir beschlossen indisch Essen zu gehen. Gleich
um die Ecke hatte ein tüchtiger Geschäftsmann mitten auf dem Bürgersteig einen
Tresen aus Holz errichtet auf dem etwa 8-10 Telefone standen. Die Chance haben
wir dann gleich genutzt um unseren Eltern ein Lebenszeichen zu geben.
Anschließend ging’s in das nächste Restaurant. Ein rothaariger Inder brachte uns
eine englischsprachige Speisekarte und wir bestellten was wir übersetzen
konnten. Einen vegetarischen und einen Grillteller. Während wir auf unser Essen
warteten unterhielten wir uns mit 2 Herren am Nachbartisch, die wie sich heraus
stellte zwei deutsche Astronomen auf Dienstreise waren. Sollte also einer von
euch demnächst von einem europäsch-indischen Astroprojekt in Puna hören .... wir
kennen zwei der Initiatoren. Das Essen war selbst für meinen mäkligen Gaumen
sehr lecker und für umgerechnet 4 Euro waren wir satt und eine der wichtigsten
Fragen der Menschheit:" Gibt es intelligentes außerterrestrisches Leben im
Universum"? von den Herren aus Bonn und Bochum mit "100%ig JA" beantwortet.
Zurück im
Hotel, bis vor dessen Tür uns eine junge Frau mit Baby und ein kleines Mädel
verfolgt hatten, wollten wir den Tag noch gemütlich ausklingen lassen. Es
dauerte nicht lang da gesellte sich eine Krankenschwester aus Tübingen zu uns,
die vor 25 Jahres hier geboren wurde und schon genauso lange in Deutschland lebt
und genau wie wir ein für sie völlig fremdes Land erkunden möchte. Wir hatten
alle einen wirklich netten Abend und zur Belohnung ging es ohne Zähneputzen ins
Bett!
5.11.
Am nächsten
Morgen weckte mich die Hitze lange bevor das der Hotelservice tat und das wäre
auch passiert wenn Guido letzte Nacht nicht heimlich den Ventilator ausgemacht
hätte, denn wir hatten Stromausfall. Nach den ersten Zeilen im Tagebuch und
Guidos erwachen gönnten wir uns den Luxus unserer Einmalzahnbürste aus dem
Flieger. In Sachen Körperpflege war das aber nur ein Tropfen auf den heißen
Stein.
Die Uhr
gegenüber dem Flughafen zeigte abwechselnd 12:55 Uhr und 35,7 Grad. Auf unserem
"Lost-Package-Formular" waren beide Gepäckstücke auf Guidos Namen eingetragen.
Der Sicherheitsbeamte am Flughafeneingang nahm es daher sehr genau und lies mich
draußen stehen. Was soll’s, er hat Recht .... denn er hat ein großes
Schießgewehr. Da ich grad eh nichts besseres zu tun hab kann ich meine Aussage
von vorhin revidieren das Guido den Vendi ausgemacht hatte, denn er bestand
drauf dies nicht getan zu haben und ich als Schreiberling unserer Tour möchte
nicht der Falschaussage bezichtigt werden. Nach nichtmal einer Stunde warten,
bei konstanter Temperatur, stand Guido mit dem Gepäck vor mit. Bei Guido war ein
Tragebügel abgerissen aber außer ein bissel Dreck waren unsere
Rucksäcke o.k..
Leider gab es aber nicht noch mal Taschengeld von British Airways.
Da wir
letztendlich doch erst einen späteren und etwas teureren Bus buchen konnten
haben wir beschlossen noch etwas zu essen und die Zeit bis zur Abfahrt in der
Stadt tot zu schlagen.